Der Kühlschrank in der Tüte
Erdwich: Wir machen alles klein
Jeder Deutsche produziert 21,6 Kilogramm Elektroschrott pro Jahr. Weltweit sind es sogar über 40 Millionen Tonnen pro Jahr. Darunter sind Tausende von Haushaltsgeräten wie Kaffeemaschinen, Toaster , Waschmaschinen oder Kühlschränke. Doch was passiert mit den Geräten, sobald sie im Container des Wertstoffhofes gelandet sind?
Hier kommt das Know-how von Erdwich ins Spiel, dem Spezialisten für Zerkleinerungsmaschinen. Um die Millionen von Altkühlgeräten zu entsorgen, bedarf es einer ausgefeilten Technik. Eine besondere Herausforderung des Recyclingprozesses sind die Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoffe (FCKW), die über Jahrzehnte zur Isolation als Schäumungsmittel eingesetzt wurden und heute Pentan geschäumte Geräte.
“Da diese bei der Freisetzung die Ozonschicht schädigen, müssen sie in einer hermetisch geschlossenen Aufbereitungsanlage abgesaugt werden”, erklärt Firmenchef Hans Erdwich.
Erdwich baut komplexe Recyclinganlagen, die diese Aufgabe erfüllen. Auch die seit 2013 gültigen, erhöhten Anforderungen bei der Aufbereitung von Altkühlgeräten laut der CENELEC-Verordnung, hat Erdwich bei der Planung und Konstruktion seiner Anlagen immer im Blick.
Zunächst wird der Kompressor abgesaugt und das Öl Gasgemisch automatisch abgesaugt und getrennt. Der Kompressor selbst kann dann wieder anderweitig eingesetzt werden.
In einer geschlossenen Prozeßkammer werden die Kühlschränke über mehrere Stufen automatisch in Einzelteile zerlegt um die Wertstoffe wie Eisen, Aluminium, Kupfer und die Kunststoffe einer ordentlichen Wiederverwertung zuzuführen.
Nach der Trennung der Wertstoffe wird der Schaum aufgemahlen und mit einem speziellen Verfahren aufbereitet damit sich die am und im Schaum befindlichen Gase freisetzen. Anschließend wird das freigesetzte FCKW und Pentangas abgesaugt und entweder auf Aktivkohle gebunden oder direkt mittels einer Hochtemperaturverbrennung vernichtet.
Der gesamte Aufbereitungsprozeß wird im Unterdruck gefahren, so dass kein freigesetztes Gas entweichen kann. Bei Nutzung einer direkten Aktivkohlaufbereitungsanlage wird das flüssige FCKW oder Pentan entweder in der chemischen Industrie gecrackt und zu Fluss- und Salzsäure verarbeitet oder mit Hochtemperatur verbrannt.
Anlagengrößen mit Leistungen von 60 Kühlgeräten pro Stunde wurden unter anderem nach China in Suihua und Tangshan, nach Irland, Japan, Taiwan, England, Spanien, Polen, Deutschland, Frankreich und Hongkong geliefert.
Die bisher größte Herausforderung war der Bau eines kompletten Recyclingparks in Hongkong. Insgesamt 76 Stück 40 Fuß Container waren hierfür nötig um die gesamten Anlagenteile nach Hongkong zu transportieren. Eine gigangtische Herausforderung im Vorfeld. Über einen Zeitraum von 8 Monaten wurden diese Anlagen in einem neuen Ecopark in ein Gebäude eingebaut.
Hierbei sollen alle anfallenden Elektro- oder elektronischen Geräte aus der Stadt Hongkong an einem Standort aufbereitet werden.Man geht hier von 56.000 Tonnen Material pro Jahr aus. Dort werden alle Materialien aufbereitet wie Kühlschränke, Waschmaschinen, Klimaanlagen, allgemeiner Elektro und Elektronikschrott.
Zusätzlich werden alle Fernsehgeräte mit 4 Anlagen recycelt, LCD- Bildschirme werden hier mit Robotertechnologie aufbereitet. Mit insgesamt 8 Anlagen und einem Invest von knapp 11 Millionen ist dies in dieser Zusammensetzung bisher die größte Anlage auf der ganzen Welt.
Durch optimale Anlagenplanung besteht die Möglichkeit, das Material aus allen Anlagen mit weiteren Verfahrensschritten zu noch höherwertigem Material aufzubereiten.
Doch Erdwich zeigt seine Stärken in der Zerkleinerung nicht nur bei alten Kühlgeräten. “Wir machen alles klein”, verspricht Geschäftsführer und Inhaber Hans Erdwich. Und mit alles meint er auch alles. Ob Metallspäne, Anti-Baby-Pillen, Zigaretten, Kartons oder Nagellack - die Experten aus Igling finden für noch jedes Produkt eine funktionierende Shredder-Lösung.
Aktuell liegt beispielsweise eine Anfrage von einem großen Automobilhersteller vor. Dort werden drei neue Hallen gebaut und insgesamt 113 Bearbeitungsmaschinen installiert. Mit Sicherheit ein interessantes Projekt für das mehrere Lösungen ausgearbeitet werden.
“Dafür gibt es nun ein Richtpreisangebot”, sagt Hans Erdwich. So oder so: ein lukeratives Geschäft mit viel Konstruktions-Know-how steht den Iglingern bevor, falls Erdwich in die engere Wahl genommen wird.
Bei der großen Bandbreite an Zerkleinerungsobjekten ist es nur eine Frage der Zeit, bis lustige Anekdoten in der Firmengeschichte Platz nehmen. Hans Erdwich erinnert sich beispielsweise gern an das große Paket, das eines Tages bei Erdwich angeliefert wurde. Absender: ein Hersteller von Küchenmaschinen.
Für diese Firma hat Erdwich vor einigen Jahren eine Zerkleinerungsanlage für eben diese Küchenmaschinen realisiert. Und als Dankeschön für die erfolgreiche und kompetente Abwicklung des Projekts kamen in dem großen Paket Küchenmaschinen - nicht eine, sondern 25. “Die haben wir dann unter den Mitarbeitern verteilt”, erzählt Erdwich.
Das Witzigste, an das sich Hans Erdwich erinnert, war das Zerkleinern von Nagellack und Lippenstiften für ein englisches Unternehmen: “Hier war es nicht nur die Herausforderung, Nackellacke und Lippenstifte zu zerkleinern. Erschwerend kam hinzu, dass die Klebstoffe aus dem Nagellack regelmäßig die Zerkleinerungsanlage der Engländer zum Stillstand brachten. Doch wir haben eine Lösung gefunden. Und als Dank gab es von Revlon jede Menge Nagellack geschenkt.”